Erfahre etwas darüber, wie du mithilfe von bewusster Aufmerksamkeit nervigem Streit eine befreiende Wendung geben kannst. Ich werde heute und in den kommenden drei Artikeln Erkenntnisse mit dir teilen, die sich aus meinen Erfahrungen in zahlreichen Mediationen ergeben haben.
Ich möchte mich dem Thema „Konfliktlösung“ mithilfe meines Modells der „Idealen Pyramide“ nähern, welches ich gerne in meinen Seminaren verwende. Natürlich hat jedes Modell auch seine Grenzen: Es ist, als ob man versucht, den Ozean des Lebens in Schraubgläser abzufüllen und penibel zu etikettieren, um diese dann wichtigtuerisch in einem wackeligen Ikea-Regal zu präsentieren.
Aber ich gebe zu: Mit zunehmender Anzahl an Jahren und allerhand Irrfahrten auf besagtem Ozean finde ich ab und an Trost und Orientierung in solchen Modellen!
Warum „Ideale Pryramide“?
Ideal nenne ich das Modell deswegen, weil es für die allermeisten Menschen (einschließlich mir) wohl eine Überforderung darstellt, jederzeit alle darin aufgeführten Qualitäten auf den Schirm zu haben bzw. umzusetzen – erst recht nicht in emotional aufwühlenden Konfliktsituationen! Dennoch lohnt es sich gewiss, immer mal wieder einen Blick auf das Ganze zu werfen und die verschiedenen Aspekte der Pyramide durchzugehen – gerne auch unter dem Eindruck von Klärungsversuchen, die so ziemlich gegen den Baum gegangen sind.
Für die Figur der Pyramide habe ich mich entschieden, um den Stellenwert der darin enthaltenen drei Ebenen zu kennzeichnen: Allem tapferen Ringen um Frieden an Konferenz- und Abendbrottischen sollte etwas zugrunde liegen, das mir in meiner Coaching-Ausbildung unter dem Begriff „Essenz“ begegnete: Mindset, innere Klarheit und Menschenbild, meine tiefere Absicht sowie die Fähigkeit im Hier und Jetzt präsent zu sein.
Herrscht auf dieser basalen Ebene ein gewisser Grad an Bewusstheit, steigen die Chancen auf Erfolg in Ebene 2. Hier geht es darum, in Kommunikation zu gehen und ein Tänzchen mit dem Gegenüber zu wagen. Die dabei im besten Falle entstehende Qualität von Verbindung und gegenseitigem Verstehen sorgt für Entspannung und fördert Kreativität und Verhandlungsbereitschaft, so dass auf Ebene 3 frische Ideen und tragfähige Lösungen entstehen können.
Das war die Pyramide im Kurzdurchlauf – ich werde mir pro Artikel jeweils eine Ebene vornehmen und sie mit Begriffen, Erläuterungen und persönlichen Gedanken füllen.
Mag sein, dass das dir bis hierhin alles einleuchtend und wenig spektakulär erscheint – aber in meiner Wahrnehmung steht diese Pyramide im Alltag leider allzu oft auf der Spitze – und die dadurch entstehenden Situationen fühlen sich entsprechend instabil und anstrengend an! Gerade im pädagogischen Feld begegnet mir immer wieder die Vorstellung, „Problemlöser:in vom Dienst“ zu sein und immerfort mit Ratschlägen schnellen Lösungen dienen zu müssen. Konfliktsituationen werden mal eben auf Distanz „geklärt“ – unter Einsatz von Stimmgewalt und Trick siebzehn.
Wenn dann noch Personalmangel und systemisch bedingter Stress hinzukommen,werden Ansätze, die Zuwendung und Zeit erfordern, schnell zum einer Art Luxusgut, dass man sich nicht leisten kann. Offen bleibt jedoch die Frage, was Menschen tatsächlich dazu bringt, ihr Verhalten zu ändern und sich für Kooperation zu entscheiden.